Salut und herzlich Willkommen zur 455. Ausgabe des Social Media Watchblog Briefings. Ich habe gar nicht viel zu sagen an dieser Stelle, außer: herzlichen Dank für das Interesse und möge die Lektüre des Briefings etwas helfen im Dschungel Social Media, Martin & Team

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Snapchat begräbt die Idee, das Soziale strikt von den Medien zu trennen

Was ist: Snapchat hat das Ruder erneut herumgerissen und begräbt die Idee wieder, das Soziale von den Medien strikt zu trennen.

Warum ist das interessant: Snapchat hatte sich relativ weit aus dem Fenster gelehnt und behauptet, dass Nutzer eine klare Trennung von Inhalten von Freunden auf der einen und professionellen Medienanbietern auf der anderen Seite bevorzugen würden. Der News Feed, wie er von Facebook eingeführt wurde, habe sich überlebt, so die damals von Snaps CEO Spiegel im schicken Video postulierte Idee. Allerdings hätte Spiegel mit dieser Annahme wohl kaum mehr daneben liegen können. Das von Snapchat eingeführte Redesign der App kam so schlecht bei den Nutzern an, dass es nun ein Redesign vom Redesign gibt.

Was Snapchat ändert:

  • Snaps und Chats werden wieder in chronologischer Reihenfolge präsentiert
  • Stories von Freunden werden wieder auf der „rechte Seite“ der App angezeigt
  • Zudem gibt es eine bessere Suchfunktion

Be smart: Ehrlich gesagt hatte ich gedacht, dass das klappen würde: eine Trennung von sozialen und professionellen Inhalten, halte ich weiterhin für sinnvoll. Wenn ich mal mehr Zeit finde, möchte ich das auch gern noch einmal ausführlicher begründen. Allerdings zeigt die Rolle rückwärts bei Snapchat auch: Nutzer sind absolute Gewohnheitstiere – wenn sie sich einmal an einen Workflow gewöhnt haben, ist es wohl nahezu ein Ding der Unmöglichkeit, ihnen ein „neues“ Verhalten beizubringen.

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Facebook übt sich im Transparenz wagen

Was ist: Facebook wagt an verschiedenen Stellen mehr Transparenz – die Kritik folgt aber natürlich auf dem Fuße.

Die drei neuesten Transparenz-Offensiven:

  • Facebooks Youth Portal ist eine Website, die sich an Jugendliche richtet und klarer aufzeigen soll, welche Daten Facebook über seine Nutzer sammelt.
  • Facebooks Community Standards Enforcement Preliminary Report: Vielfach wurde darüber diskutiert, wie viele Posts und Accounts Facebook von der Plattform nimmt. Jetzt präsentiert Facebook Zahlen, die durchaus für Schwindel sorgen können – etwa hinsichtlich der 583 Millionen Fake-Accounts, die Facebook in den ersten Monaten 2018 gelöscht hat.
  • Facebooks App Investigation Update: Im Zuge der Aufklärung des Facebook Cambridge Analytica Skandals hatte Facebook angekündigt, weitere Apps ausfindig zu machen, die wohl auch Datensätze in CA-Manier abgegriffen haben. Rund 200 Apps wurden bereits identifiziert.

Warum macht Facebook das? Facebook ist darauf angewiesen, wieder Ruhe in den Karton zu kriegen. Zwar haben sie von den Nutzern (mit Blick auf Datenschutzgründe) nicht viel zu befürchten, aber die Politik und die Werbeindustrie wollen Ergebnisse sehen.

Be smart: Datenschützern gehen die Transparenz-Bemühungen aber nicht weit genug. Gerade mit Blick auf die Bekanntmachung, dass weitere 200 Apps Nutzerdaten abgegriffen hätten, ist vielen sauer aufgestoßen, hat Facebook doch keinerlei Angaben darüber gemacht, wie viele Nutzer davon betroffen sind, bzw. um welche Apps es geht. Aber wie hat Mark Zuckerberg ja selbst so schön verlauten lassen:

Mark Zuckerberg: I certainly think that it is reasonable to expect (…) that at some point during the last several years, someone has probably accessed your public information in this way.

Übrigens: In Großbritannien wird Mark Zuckerberg nicht vor dem Parlament aussagen in Sachen Cambridge Analytica. Eine Einladung der EU-Kommission hingegen nimmt er an – allerdings nicht öffentlich, sondern hinter verschlossenen Türen. Das wäre dann alles wohl doch etwas zu viel der Transparenz-Bemühungen.

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Neues von den Plattformen

Instagram

Instagram macht auf Time (Well) Spent: Dem geschulten Auge eines Entwicklers zufolge hat Instagram eine „Time Spent“ Statistik-Funktion im Code vergraben. Ob das für mehr mentale Gesundheit der Nutzer gedacht ist, bleibt noch offen.

WhatsApp

WhatsApp mit neuen Gruppen-Features: Allem Anschein nach läuft Telegram WhatsApp in Sachen Features langsam aber sicher den Rang ab. Letztlich war das wohl auch immer Teil der Koum-Strategie. Aber da der Gründer ja jetzt von Bord ist (und Porsches sammeln möchte…) kann WhatsApp ja ruhig ein wenig aufgebläht werden und neue Gruppen-Features einführen.

Facebook

Drei neue Features führt Facebook (zunächst nur) für Nutzer in Indien ein: so können Facebook-Nutzer Fotos, die sie mit der In-App Kamera aufnehmen, direkt in der Facebook-Cloud speichern, Sprachnachrichten via Facebook versenden und ihre Lieblings-Stories in einem Archiv speichern. Hier sind die Details.

Facebook fragt Europäer, welche Nachrichten-Angebote sie für glaubwürdig halten. Diese Umfragen sind ein Teil des im Januar angekündigten News Feed Umbaus, in den USA bereits angelaufen und dienen dort mittlerweile auch als Signal, um über die Reichweite und Sichtbarkeit von Artikeln, Videos und Co im News Feed zu entscheiden. Wer einer entsprechenden Umfrage auf Facebook begegnet, möge sich bitte bei mir melden – Danke!

Snapchat

Snapchat schaltet Werbung, die man nicht skippen kann: Einer Studie zufolge sind wir ziemlich gut darin, Werbung einfach zu skippen. Damit das nicht mehr funktioniert, schaltet Snapchat jetzt Werbung, die sich nicht mehr übergehen lässt.

NowBreaking: NowThis hat sich vom kleinen Startup zu einem echten Medienunternehmen entwickelt – kein Wunder hinsichtlich des Video-Hungers der Plattformen. Ab Juni gibt es bei Snapchat ein neues Video-Angebot von NowThis, das sich auf internationale und nationale Nachrichten versteht. Der Name ist Programm: NowBreaking.

Twitter

Twitter übt sich im Downranking: Twitter hat bekanntermaßen ein ziemliches Troll- und Hass-Problem. Damit jene „bad actors“ künftig nicht jede Diskussion sprengen, arbeitet Twitter künftig verstärkt daran, bösen Tweets weniger Sichtbarkeit zu geben. Das passiert in der gleichen Manier wie bei unerwünschten Posts auf Facebook: nämlich nicht übers Löschen, sondern übers Downranking.

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In other news

Favstar ist Geschichte: Einige werden sich daran erinnern, wie wir bei Favstar fleißig schauten, ob wir auch lustig genug sind. Die Zeiten sind vorbei. Favstar macht dicht.

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One More Thing

Apples Chef stänkert wieder Richtung Facebook. Das entwickelt sich langsam echt zu einer Dauerfehde: Tim Cook hat bei einer Commencement Speech bei der Duke University gesprochen und Studierenden vorgeschwärmt, warum sie das bessere Geschäftsmodell gegenüber Facebook hätten, warum es sich nicht ziemt, aus der Untergrabung der Privatsphäre ein Geschäft zu machen.

Tim Cook: We reject the excuse that getting the most out of technology means trading away your right to privacy. So we choose a different path: Collecting as little of your data as possible, being thoughtful and respectful when it’s in our care. Because we know it belongs to you. In every way and every turn, the question we ask is not what can we do, but what should we do.