Schönen guten Morgen! Falls Du diesen Newsletter nur wegen Instagram und Messenger-Marketing lesen solltest, dann bitte gut durchatmen: auch heute noch einmal ein Schwerpunkt-Briefing zum Facebook News Feed Umbau. Mein Bauchgefühl sagt mir aber, dass wir damit bald durch sind. Für alle anderen: Ich hoffe, meine Zusammenfassungen zum Umbau sind hilfreich. Am Mittwoch dann wieder etwas breiter in der Themenauswahl, versprochen. Kommt gut in den Dienstag, Martin!

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LOKALE NEWS IM FOKUS

Was ist: Facebook bastelt fleißig weiter am News Feed Umbau. In einem weiteren Blogpost erklärt Zuckerberg, dass künftig „news from local sources“ im News Feed höher platziert werden.

Was ist damit genau gemeint? Facebook möchte laut Mitteilung künftig vor allem jene Publisher im News Feed verstärkt anzeigen, die aus der geografischen Region stammen, in der der Nutzer verortet ist. Sollte also ein Freund eine Story einer entsprechenden lokalen Quellen teilen oder sollte eine entsprechende lokale Quelle, dessen Seite man geliked hat, etwas posten, dann würden jene Postings höher im News Feed angezeigt.

Warum macht Facebook das? Facebook wird nicht müde zu betonen, dass Nutzer sich vor allem lokale News auf Facebook wünschen würden. Den Ursprung findet diese Erzählung in Zuckerbergs Tour durch die USA, bei der er stets damit konfrontiert worden wäre, wie wichtig das Thema „Community“ für die Menschen sei. Der Fokus auf lokale News soll nun diesem Wunsch Rechnung tragen.

Und warum macht Facebook das wirklich? Durch die Fokussierung auf lokale Quellen kann sich Facebook auch noch stärker von sogenannten hyper-partisanen, überregionalen Nachrichten-Websites verabschieden, die wohl für die gesellschaftliche Spaltung der USA mit verantwortlich zeichnen. Auch werden durch eine Priorisierung von lokalen Quellen auf maximale Reichweite getrimmte Fake News Websites weiter marginalisiert. Da könnte die Rechnung schon aufgehen.

Also nur noch lokale News jetzt oder wie? Nein, wohl eher nicht. Erstens kann jeder Nutzer über das See First Feature entscheiden, welche Inhalte im News Feed ganz oben angezeigt werden. (Aber das dürfte ja dem einen oder anderen in den vergangenen Tagen von der Publikation seines Vertrauens bereits mitgeteilt worden sein.) Zweitens ist das Lokale nur ein Signal von vielen weiteren, das darüber entscheidet, welche News von welchem Anbieter beim Nutzer landen – in den Publisher Guidelines erfährt man mehr darüber.

Was heißt denn dann dieser Umbau konkret für Publisher? Publisher müssen sich bekanntlich mit Blick auf den News Feed Umbau generell auf geringere Reichweiten, auf weniger Sichtbarkeit einstellen. Hinsichtlich der Priorisierung von lokalen Quellen sei es dabei eigentlich egal, ob es sich um ein großes Haus oder ein lokales Blog handelt, beide könnten durch die Umstellung gewinnen, aber häufig hätten eben kleinere Outlets ein geografisch beschränkteres Publikum und würden durch den Umbau automatisch mehr profitieren, so Facebook.

Wann geht es los? Der angekündigte News Feed Umbau hinsichtlich der Bevorzugung von lokalen Quellen wird zunnächst in den USA gestartet. Im weiteren Verlauf des Jahres sollen die Veränderungen auch in anderen Ländern greifen.

Be smart: Eigentlich spricht natürlich nichts dagegen, lokale News-Anbieter stärker in den Fokus zu rücken, aber:

  • Wie will Faceobook unterscheiden zwischen echten lokalen News und News, die von einem lokalen Anbieter aggregiert wurden?
  • Wenn Facebooks Anliegen darin besteht, „high quality news“ vermehrt in den News Feed der Nutzer zu bugsieren, muss die Frage erlaubt sein, in welcher Qualität lokale Nachrichten-Anbieter nach den vielen Jahren an den Grenzen der Belastbarkeit liefern können.
  • Auch stellt sich die Frage, ob die lokalen News-Outlets auch die Kapazitäten haben, auf Facebook entsprechend zu agieren – Gespräche mit lokalen, regionalen Häusern zeigen immer wieder, dass Facebook nun wirklich keine Priorität für sie hat.
  • Auch wird es spannend zu sehen sein, in welchem Maßstab Facebook „lokal“ definiert. Bekäme ich künftig also vor allem das Göttinger Tageblatt? Oder die Hannoversche Allgemeine? Oder doch noch Angebote aus Hamburg und Berlin? Was heißt „lokal“ im Facebookschen Sinne?

Ach, Moment mal: War da nicht auch irgendwas mit Google und „local“ die Tage? Yes. Google hat eine neue Art soziales Netzwerk angekündigt, das sich ebenfalls dem Lokalen verschreibt. Die App Bulletin ermöglicht es allen Menschen, die ein Smartphone besitzen, künftig an ein virtuelles, lokales Schwarzes Brett zu posten. Klingt natürlich mit Blick auf all die Erfahrungen, die man hinsichtlich Googles Social-Bemühungen gemacht hat, eher so nach Google Plus. Aber wer weiß. Auf dem Schirm sollte man es haben.

Eine letzte Sache noch: Wie ernst Facebook es mit dem Lokalen meint, zeigt auch dieser Test, der aktuell in ausgewählten US-Städten stattfindet: In einer speziellen Sektion innerhalb des News Feed werden Posts von lokalen News-Anbietern, regionale Veranstaltungstipps, Diskussionen aus Gruppen aus der Gegend und Blogposts von Menschen aus der Community vor Ort präsentiert.

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LESE-EMPFEHLUNGEN

  • Bot-Netzwerke: Die New York Times blickt in die Abgründe und berichtet über ein Unternehmen, das sich darauf spezialisiert hat, Twitter-Bot-Netzwerke aufzubauen. Eine spannende Analyse dazu, wer von solchen Netzwerken profitiert, wer darunter leidet und warum Twitter dagegen nichts unternimmt. The Follower Factory [New York Times]
  • Adam Mosseri: In den vergangenen Wochen und Monaten dürften mehrere Kollegen das erste Mal auf Adam Mosseri aufmerksam geworden sein. Der Mann, der für den News Feed bei Facebook verantwortlich ist, musste sich eine Menge anhören (und wohl auch gefallen lassen). Interessanterweise ist Mosseri so ganz untypisch für Facebook für Dialoge zu haben – etwa auf Twitter, wo er häufig Stellung bezieht und in Diskussionen zu Facebooks News Feed Änderungen einsteigt. Digiday hat ein Porträt vom wohl wichtigsten CvD der Welt – auch wenn der Vergleich natürlich hinkt und er sich selbst so nie bezeichnen würde.
  • Lobbying: Nur damit wir das hier auch notiert haben: Facebook, Google und Co haben 2017 ordentlich aufgerüstet in Sachen Lobbying. So viel Geld haben die Tech-Konzerne noch nie in die Hand genommen, um in Washington für gute Stimmung zu sorgen. Spannend. [Recode]

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FEATURES, TOOLS & APPS

  • Snapchat: Ausgewählte, öffentliche Stories von Snapchat lassen sich nun per Link teilen – etwa via Facebook, Twitter oder Messenger. Somit können zwar Dritte zu Inhalten bei Snapchat hingeführt werden, eben jene Inhalte können aber nach wie vor nicht auf Seiten Dritter „embedded“ werden. Dürfte noch kommen, denke ich. Wohl auch bitter nötig, denn die Umstellung der App (also die Trennung von Social und Media) kommt bislang allem Anschein nach nicht so gut an.
  • DPA: Die DPA hat ihre Twitter-Guidelines veröffentlicht. Garantiert für alle interessant, die intern schon lange damit ringen, nun aber doch endlich einmal ein paar Regeln aufzustellen. Das mit dem Twitter geht ja doch irgendwie erst einmal nicht wieder weg.
  • Sicherheit: Ich weiß, super boring! Aber ganz im Ernst, das Thema Sicherheit dürfte für den einzelnen Nutzer in den kommenden Monaten und Jahren immer wichtiger werden – nicht nur wegen solcher Fake Videos. Wer sich also einen Gefallen tun möchte, der liest gründlich die Tipps von Quartz – und wendet sie vor allem auch an.